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28.01.2025Zeitzeugin zu Besuch am E.I.
Karla Spagerer erzählt aus ihrem langen Leben
Vollkommen gebannt verfolgten 100 Schülerinnen und Schüler zwei Stunden lang Karla Spagerers außergewöhnlicher Lebensgeschichte. Geboren wurde sie vor 95 Jahren auf dem Waldhof in Mannheim, mitten hinein in die wohl dunkelste Zeit in der deutschen Geschichte.
Sehr lebendig und anschaulich erzählte sie von ihrer Jugend in einem sozialdemokratisch-kommunistischen Haushalt. Wie ihre Großmutter wegen Unterstützung der Widerstandsgruppe um Georg Lechleiter ins Zuchthaus kam, wie ihr Onkel und ihre Tante über Finnland ins Exil nach Moskau und weiter in den sowjetischen Fernen Osten flüchten mussten und sie diese nie wiedersah. Wie ihr Vater ab September 1939 „in den Krieg“ musste und er als gebrochener, alter und kranker Mann zurückkehrte. Sie erzählte von den kleinen und großen Schikanen der Nationalsozialisten, vom Alltagsleben unter dem Hakenkreuz, wie ihn eben ein langsam älter werdendes Mädchen erlebte.
Auch berichtete sie nach dem Krieg von ihrer ersten und einzigen großen Liebe zu Walter Spagerer, einem Gewerkschaftsfunktionär und späteren langjährigen Landtagsabgeordneten der SPD. Um ihn auf sich aufmerksam zu machen, wollte sie immer tanzen gehen, hatte aber in der kargen Nachkriegszeit keine passenden Schuhe, entweder waren sie zu groß oder zu klein oder hatten starre Holzsohlen. Sie ist sich immer noch sicher, dass ihr „Schuh-Tick“, den sie bis heute hat, aus dieser Zeit kommt. „Schuhe müssen immer mehr als genug im Schrank sein“, sagte sie trocken.
Nach diesem anschaulichen und ergreifenden Bericht aus ihrem Leben konnten dann unsere Schülerinnen und Schüler mit Frau Spagerer ins Gespräch kommen. Im Vordergrund des Interesses standen Fragen nach dem nationalsozialistischen Alltag, nach den kleinen und großen Dingen des Lebens. Wie war es in den Bunkernächten? Wie lebte man im zerstörten Mannheim? Hat man immer nur an Krieg und Nationalsozialismus und Bedrohung gedacht? Oder gab es auch Freuden und Ablenkung? Hat man wirklich nichts von den nationalsozialistischen Verbrechen gewusst? Frau Spagerer beantwortete alles sehr authentisch, offen, anschaulich, geduldig und nachvollziehbar, so dass langsam, aber sicher ein klares Bild der Zeit damals entstand.
Die Zuhörer haben sich nach über zwei Stunden sehr herzlich mit stehendem Applaus bei Frau Spagerer bedankt und sich von ihr das Versprechen geben lassen, dass sie nächstes Jahr wieder kommt. „Wenn es dann noch geht“, wie sie abschließend bemerkte.Dietmar Schmid
Sehr lebendig und anschaulich erzählte sie von ihrer Jugend in einem sozialdemokratisch-kommunistischen Haushalt. Wie ihre Großmutter wegen Unterstützung der Widerstandsgruppe um Georg Lechleiter ins Zuchthaus kam, wie ihr Onkel und ihre Tante über Finnland ins Exil nach Moskau und weiter in den sowjetischen Fernen Osten flüchten mussten und sie diese nie wiedersah. Wie ihr Vater ab September 1939 „in den Krieg“ musste und er als gebrochener, alter und kranker Mann zurückkehrte. Sie erzählte von den kleinen und großen Schikanen der Nationalsozialisten, vom Alltagsleben unter dem Hakenkreuz, wie ihn eben ein langsam älter werdendes Mädchen erlebte.
Auch berichtete sie nach dem Krieg von ihrer ersten und einzigen großen Liebe zu Walter Spagerer, einem Gewerkschaftsfunktionär und späteren langjährigen Landtagsabgeordneten der SPD. Um ihn auf sich aufmerksam zu machen, wollte sie immer tanzen gehen, hatte aber in der kargen Nachkriegszeit keine passenden Schuhe, entweder waren sie zu groß oder zu klein oder hatten starre Holzsohlen. Sie ist sich immer noch sicher, dass ihr „Schuh-Tick“, den sie bis heute hat, aus dieser Zeit kommt. „Schuhe müssen immer mehr als genug im Schrank sein“, sagte sie trocken.
Nach diesem anschaulichen und ergreifenden Bericht aus ihrem Leben konnten dann unsere Schülerinnen und Schüler mit Frau Spagerer ins Gespräch kommen. Im Vordergrund des Interesses standen Fragen nach dem nationalsozialistischen Alltag, nach den kleinen und großen Dingen des Lebens. Wie war es in den Bunkernächten? Wie lebte man im zerstörten Mannheim? Hat man immer nur an Krieg und Nationalsozialismus und Bedrohung gedacht? Oder gab es auch Freuden und Ablenkung? Hat man wirklich nichts von den nationalsozialistischen Verbrechen gewusst? Frau Spagerer beantwortete alles sehr authentisch, offen, anschaulich, geduldig und nachvollziehbar, so dass langsam, aber sicher ein klares Bild der Zeit damals entstand.
Die Zuhörer haben sich nach über zwei Stunden sehr herzlich mit stehendem Applaus bei Frau Spagerer bedankt und sich von ihr das Versprechen geben lassen, dass sie nächstes Jahr wieder kommt. „Wenn es dann noch geht“, wie sie abschließend bemerkte.Dietmar Schmid
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